Die Suche nach Pflegeunterstützung gleicht für viele Betroffene einer endlosen Odyssee. Pflegedienste sind überlastet, qualifiziertes Personal fehlt, und die Kosten steigen unaufhaltsam. Doch warum ist Deutschland in Sachen Pflege so schlecht aufgestellt? Was sind die Ursachen, und was muss sich dringend ändern?
Ambulante Pflege – Mangelware in Deutschland
Rund 4,2 Millionen Menschen werden in Deutschland zu Hause gepflegt. Doch vielerorts gibt es kaum noch ambulante Pflegedienste, und wenn, dann haben sie oft keine Kapazitäten für neue Patienten. Laut einer aktuellen Umfrage der Apotheken Umschau haben 70 Prozent der pflegenden Angehörigen bereits vergeblich nach einem ambulanten Pflegedienst gesucht.
Die Härte der Realität zeigt sich in den Ablehnungsgründen:
- 18 Prozent der Pflegedienste nehmen keine neuen Kunden auf.
- 17 Prozent decken den benötigten Pflegebedarf nicht ab.
- 15 Prozent können die spezifischen Anforderungen nicht erfüllen.
- 11 Prozent sehen den Auftrag als finanziell unrentabel an.
Das Ergebnis: Wer einen hohen Pflegebedarf hat, hat die schlechtesten Chancen auf professionelle Unterstützung.
Pflege-Triage – Wer viel Hilfe braucht, hat schlechte Karten
Alterswissenschaftlerin Prof. Dr. Tanja Segmüller beschreibt die Situation als eine Art Pflege-Triage. Menschen mit schweren Pflegegraden erhalten oft weniger Unterstützung als jene mit leichteren Einschränkungen, da ihre Versorgung für Pflegedienste unattraktiver ist. Auch Edeltraut Hütte-Schmitz, Vorstandsmitglied des Vereins „Wir pflegen NRW“, bestätigt: Angebote wie Tages-, Nacht- oder Kurzzeitpflege sind stark begrenzt.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 2017 erhielten noch 24 Prozent der Pflegebedürftigen ambulante Unterstützung – 2021 waren es nur noch 21 Prozent. In der Tagespflege liegt die Nutzungsrate sogar unter drei Prozent.
Warum gibt es zu wenige Pflegeangebote?
- Fachkräftemangel – Bis 2049 fehlen laut Prognosen des Statistischen Bundesamts zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte. Zudem sind viele Fachkräfte nicht ausreichend ausgebildet, wodurch spezialisierte Pflege oft nicht geleistet werden kann.
- Fehlende Finanzierung – Pflegedienste werden pauschal nach Leistungskomplexen bezahlt, unabhängig vom tatsächlichen Zeitaufwand. Ein Patient mit Pflegegrad 5 benötigt deutlich länger als einer mit Pflegegrad 2 – dennoch gibt es für beide oft die gleiche Vergütung.
- Steigende Kosten – Viele Anbieter müssen die gestiegenen Kosten auf die Pflegebedürftigen umlegen, was viele Familien an ihre finanziellen Grenzen bringt.
Pflege als Kostenfalle – Wer zahlt die Rechnung?
Die gesetzliche Pflegeversicherung ist nur eine Teilkasko-Versicherung – die Differenz müssen Pflegebedürftige und ihre Angehörigen selbst tragen. Viele müssen deshalb ihre Arbeitszeit reduzieren oder gar den Job aufgeben.
Laut einer Umfrage der Apotheken Umschau haben:
- 25 Prozent ihre Arbeitszeit wegen Pflegeaufgaben reduziert,
- 15 Prozent ihren Job sogar ganz aufgegeben.
Welche Reformen könnten helfen?
Zahlreiche Lösungsansätze werden diskutiert. Einige der vielversprechendsten Ideen:
1. Mehr Pflegekräfte aus dem Ausland
Die Bundesregierung wirbt aktiv um ausländische Pflegekräfte, doch der Erfolg ist begrenzt. Experten fordern schnellere Anerkennungsverfahren für bereits in Deutschland lebende Pflegekräfte, beispielsweise aus der Ukraine.
2. Bezahlung für pflegende Angehörige
In Ländern wie Österreich erhalten pflegende Angehörige Lohn, Rentenansprüche und eine Grundausbildung. In Deutschland könnte ein ähnliches Modell viele entlasten.
3. Bessere Beratung und zentrale Anlaufstellen
Viele Betroffene fühlen sich in der Bürokratie verloren. Eine bundesweit einheitliche Beratungshotline könnte helfen, Pflegeangebote leichter zugänglich zu machen.
4. Attraktivere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte
Neben besserer Bezahlung wären flexiblere Arbeitszeiten oder eine Vier-Tage-Woche Anreize, um mehr Menschen für die Pflege zu gewinnen.
5. Abrechnung nach Zeiteinheiten statt Leistungskomplexen
Pflegekräfte sollten nach der tatsächlich aufgewendeten Zeit vergütet werden – so könnten sie individueller auf Patienten eingehen und hätten mehr Gestaltungsspielraum in ihrem Arbeitsalltag.
6. Pflege als Gemeinschaftsaufgabe
Nachbarschaftshilfen und bürgerliche Initiativen könnten unterstützt werden, um ehrenamtliches Engagement in der Pflege zu fördern. Kultur-Gutscheine oder Steuererleichterungen könnten Anreize schaffen.
Fazit: Pflege braucht ein Umdenken
Die Pflegekrise ist kein Zukunftsszenario – sie ist bereits da. Ohne Reformen wird sich die Lage weiter zuspitzen. Es braucht jetzt politische Weichenstellungen, um Pflegebedürftige und ihre Angehörigen zu entlasten, Pflegekräfte zu gewinnen und die Finanzierung gerechter zu gestalten. Denn Pflege geht uns alle an.
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