Mit unserer 24-Stunden-Betreuung von PROMEDICA PLUS kümmern wir uns häufig auch um Menschen mit Demenz. Was es mit Hinlauftendenzen bei einer Demenzerkrankung auf sich hat, erklären wir hier.
Was bedeutet „Hinlauftendenz“ bei Demenz?
Viele Menschen mit Demenz erleben während der Erkrankung eine sogenannte Hinlauftendenz. Dieses Phänomen steigert sich meistens mit fortschreitender Demenz. Es geht um einen Bewegungsdrang, meistens gepaart mit der Absicht des Demenzkranken, ein Ziel zu erreichen. Betroffene „fliehen“ also in der Regel nicht von zu Hause oder aus einer Pflegeinrichtung, sondern haben aus ihrer Sicht einen konkreten Grund, irgendwohin zu gehen. Deswegen wird dieses Verhalten auch eher als „Hinlauftendenz“ bezeichnet, statt „Weglauftendenz“, was ebenfalls verwendet wird, wenn auch seltener. Ein Beispiel für eine Hinlauftendenz ist etwa, dass der Demenzkranke meint, er stehe unter zeitlichem Druck, weil er jemanden besuchen möchte, oder denkt, er müsse beispielsweise zur Bank.
Dementer Bewegungsdrang äußert sich als „gehen“
Die Hinlauftendenz kann auch als Bewegungsdrang bei Menschen mit Demenz bezeichnet werden, der sich als „Gehen“ äußert. Betroffene gehen einfach los, manchmal mit einem für sie schlüssigen Ziel, manchmal aus einer inneren Unruhe heraus. Gefährlich wird es für Demenzerkrankte, wenn sie aus einem bekannten und geschützten Umfeld verschwinden: Denn durch ihre eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten können Konflikte sowie eine Gefährdung der eigenen Person oder anderer Menschen entstehen.
Ist die Hinlauftendenz immer problematisch?
Eine Hinlauftendenz muss nicht immer problematisch sein: Die Situation sollte sorgfältig analysiert werden. Stellt sich heraus, dass der Bewegungsdrang nicht zu Konflikten führt und der Betroffene sogar körperlich und geistig von der Bewegung profitiert, gibt es eigentlich keinen Grund, dem einen Riegel vorzuschieben. Doch muss stets auf eine gesunde Art der Bewegung geachtet werden: Sie sollte das Herz-Kreislauf-System und die Verdauung anregen und Muskeln und Gleichgewichtssinn trainieren, jedoch alles nur in gut verträglichem Maße.
Wann schadet der Bewegungsdrang bei Demenzkranken?
Der Bewegungsdrang bei Demenzkranken kann dann schaden, wenn dieser nicht von außen kontrolliert wird. Denn die Kombination von mangelnder Selbsteinschätzung und Orientierungslosigkeit bei Betroffenen in Verbindung mit dem Gehen kann gefährlich sein:
- Verlassen Menschen mit Demenz ihr Zuhause, ein Heim oder eine Pflegeeinrichtung ohne Begleitung, entfernen sie sich möglicherweise weit und finden nicht mehr zurück. Gefahren, die dann drohen, sind beispielsweise Unfälle, aber auch der Straßenverkehr, eine mögliche Unterkühlung oder ein Sonnenbrand. Nicht nur der Demenzerkrankte selbst, auch andere Personen können zudem verletzt werden.
- Manche Demenzkranke verspüren den Bewegungsdrang unaufhörlich. Auch dann noch, wenn sie bereits erschöpft sind. Damit sind sie zum einen einer Überanstrengung ausgesetzt, zum anderen verbrennen sie zu viele Kalorien, die mit einer normale Nahrungsaufnahme nicht ausgeglichen werden kann. Es droht ein kontinuierlicher Gewichtsverlust.
- Die körperliche Anstrengung durch die Bewegung kann zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) führen. Dies könnte zu Verhaltensauffälligkeiten führen: Schreien oder Widerstand gegen die Versuche, den Demenzerkrankten zu beruhigen.
- Manche Demenzpatienten haben einen gestörten Tag-Nacht-Rhythmus, dann kommt es manchmal vermehrt zur Hinlauftendenz am Abend oder gar nachts: also zu einer Zeit, wo in der Regel kaum jemand da ist, der dies überwachen kann und in einer Zeit, in der andere Bewohner in einem Heim durch die Aktivitäten empfindlich gestört werden.
- Es kann in Pflegeeinrichtungen zu Auseinandersetzungen mit anderen Bewohnern kommen, da Demenzerkrankte während ihres Bewegungsdrangs vielleicht des Öfteren grundlos und ohne Erlaubnis deren Zimmer betreten.
- Die Verletzungsgefahr steigt: Das ständige Umherlaufen steigert die Wahrscheinlichkeit von Stürzen und Verletzungen, wie etwa Frakturen.
Woher kommt die Hinlauftendenz bzw. der Drang zum Bewegen?
Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einer Hinlauftendenz bzw. zum Drang, sich zu bewegen führen können: Meistens geht es eben um jenes konkrete Ziel, das Demenzkranke im Auge haben und das nicht der Realität entspricht, etwa weil es in der Vergangenheit liegt: ein Besuch bei der Mutter, obwohl diese schon vor Jahren zuvor verstoben ist, zum Beispiel. Manchmal sind es aber auch Situationen, denen sich Betroffene versuchen zu entziehen, weil ihnen bestimmte Dinge durch die Krankheit mehr zusetzen: Aufgrund von Geräuschen, Hektik oder fremden Menschen fühlen sie sich eventuell unwohl, bedroht oder überfordert. Der Bewegungsdrang kann darüber hinaus auch ohne konkreten Grund ausgelöst werden: durch Gewohnheit, bei Menschen die sich schon immer viel bewegt haben, oder aber durch Neugier, Langeweile, Einsamkeit, Verunsicherung, Schmerzen oder durch Medikamente.
Wie kann ich mit der Hinlauftendenz bei einem Betroffenen umgehen?
Falls Sie als Angehöriger, Pflege- oder Betreuungskraft eine Lösung zur Hinlauftendenz bei einem Betroffenen finden müssen, gibt es Verschiedenes zu beachten: Zunächst ist es hilfreich, sich mit der Situation ausführlich zu beschäftigen, um herauszufinden, ob Reizen vorgebeugt werden kann, die den Bewegungsdrang auslösen. Gut ist es, Alternativen zur übermäßigen Bewegung zu finden: sinnvolle Beschäftigung, ein beruhigendes Bad oder Übungen zur Entspannung. Wenn Sie wissen, dass der Bewegungsdrang zum Beispiel zu bestimmten Tageszeiten besonders ausgeprägt ist, passen Sie den Tagesrhythmus an.
Empathie, Geduld und Akzeptanz im Umgang mit Demenzkranken zeigen
Hat ein Mensch mit Demenzerkrankung die Hinlauftendenz, dann sollte dies nicht einfach der Diagnose Alzheimer zugeschrieben werden, denn auch wenn es zutrifft, dass die Krankheit für das Phänomen der Auslöser ist, hilft es dennoch im Alltag nicht weiter. Wer Betroffene positiv beeinflussen und Risiken minimieren möchte, sollte sich darüber im Klaren sein, welche Faktoren für den Bewegungsdrang verantwortlich sein können. Darüber hinaus sollten Sie sich überlegen: Was könnte den Betroffenen dazu bewegen, zu bleiben? Hilfreich sind hier zum Beispiel ein wertschätzender und geduldiger Umgang mit Menschen mit Demenz, Verhaltensregeln, die geübt werden können und die die Kommunikation ermöglichen und erleichtern, sowie Akzeptanz gegenüber der Erlebniswelt des Demenzerkrankten. Kontrolliert sollte die Mobilität durchaus gefördert werden: Denn beim Gehen können Trittsicherheit und Motorik trainiert werden – und das kann im Falle von Hinlauftendenzen bei einer Demenzerkrankung lebensrettend sein, um unterwegs nicht zu stürzen.
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