Kot, Urin, Erbrochenes und riechende Wunden – das verlangt den pflegenden Angehörigen viel ab und löst bei vielen ein Igitt-Gefühl aus. Viele Angehörige stoßen bei der häuslichen Pflege an ihre Grenzen, so dass sie manchmal lieber gar nicht unterstützen möchten. Das Unbehagen und die damit verbundenen Schuldgefühle gegenüber ihren Liebsten sind verbreitet. Wie man damit umzugehen lernt:
Gestehen Sie sich Ihre Ekelgefühle ein
Viele Betroffene schämen sich für ihre Gefühle. Damit kämpfen nicht nur Laien, sondern auch professionelle Pflegekräfte. Ein Tabuthema, über das kaum jemand spricht. Noch vor Jahrzehnten hieß es: „Wer sich ekelt, hat in der Pflege nichts zu suchen“. Heute hingegen wird Pflegeanfängern gelehrt, wie sie mit Ekel und kritischen Tätigkeiten besser umgehen können. Erste Lektion dabei: Zu den Ekelgefühlen stehen.
Wieso Ekel ein nützlicher Schutz ist
Warum empfindet der Mensch überhaupt eine so unkontrollierbare Abneigung gegen manches? Ekelgefühle helfen uns, Krankheiten zu vermeiden – und zwar kulturunabhängig.
Ekelhafter Geschmack und schlechte Gerüche warnten schon unsere Urahnen vor verdorbener oder giftiger Nahrung. Noch heute sendet das Gehirn diese spontane Reaktion, um uns mitzuteilen, was wir vermeiden sollten, weil es uns krank machen könnte. Im Pflegebereich gehören dazu offene Wunden, Auswurf oder Ausscheidungen, die Krankheitserreger enthalten können. Das ist auch von Vorteil, denn: Ekel treibt uns an, uns und andere zu waschen und zu säubern.
Natürlich wird nicht jeder gleichermaßen von Ekelgefühlen übermannt. Manche Menschen reagieren auf bestimmte Reize schneller und stärker als andere. Der Unterschied liegt auch darin, wie effektiv ein Mensch die Ekelgefühle regulieren kann. In der Psychologie spricht man von der „Ekelsensitivität“. Wer generell hochempfindlich für Ekel ist, hat es meist schwerer im Umgang mit pflegebedürftigen Menschen. Auch die Tagesform und Tageszeit spielen eine Rolle: Morgens empfinden wir Reize wie einen schlecht belüftetes Pflegeraum stärker als sonst.
Die Sympathie ist auch ein Faktor. Viele überkommen Selbstzweifel: „Meine Mutter steht mir sehr nahe. Warum habe ich Ekelgefühle, wenn ich sie wasche? Als ich ein Baby war und mir in die Windeln gemacht habe, hat sie hat mich ja auch nicht mit Handschuhen berührt.“
Mit Zuneigung fällt die Pflege leichter
Sympathie kann Ekelgefühle mindern. So haben ja zum Beispiel Verliebte auch nichts dagegen, Körpersekrete auszutauschen. Trotzdem macht Liebe uns nicht immun gegen instinktiven Ekel – egal ob es sich nun um die eigenen Kinder oder die Eltern handelt. Auch dass man sich beim Windelwechseln seines geliebten Babys nicht ekeln kann oder darf, gehört für viele Experten in das Reich der Ammenmärchen.
Ekel belastet selbst sehr motivierte und liebevoll pflegende Angehörige. Ekelgefühle etwa vor dem eigenen Vater sind sicher kein schönes Gefühl, aber sie sind eben da. Und anders als bei Kindern, die sich in die Hose machen, wissen die Angehörigen, dass es mit zunehmendem Alter nicht besser wird, sondern eher schlimmer.
Es fällt vielen schwer, das auszuhalten und anzusprechen, ohne dabei jemanden zu verletzen. Ratsam ist deshalb, bei starken Ekelgefühlen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wenn man sich mit der Pflege überfordert fühlt, braucht man keine Schuldgefühle zu haben – da sind sich die Fachleute einig.
Steuern Sie negativen Emotionen bewusst entgegen
Es ist keine gute Idee, Gefühle zu unterdrücken, die Unwohlsein, Übelkeit, Schweißausbrüche oder gar Fluchtdrang auslösen können. Stattdessen sollten Wege gefunden werden, sich um Pflegebedürftige zu kümmern, ohne dabei zu stark von Ekelgefühlen überwältigt zu werden.
Tut man das nicht, kann Ekel unterschwellig zum Ausdruck kommen. Zum Beispiel durch schroffe Kommunikation, aggressives Verhalten, subtile Gewalt oder Vernachlässigung. Um das zu vermeiden, sollte man sich rechtzeitig Unterstützung zu holen – ohne schlechtes Gewissen.
3 Tipps gegen Ekel in der Pflege
1. Dazu stehen
Gestehen Sie sich ein, dass es o.k. ist, Ekelgefühle zu haben. Wenn jemand, den Sie lieben, fragt, ob Ihnen zum Beispiel die offene Wunde nichts ausmacht, spielen Sie Ihre Gefühle nicht herunter. Sagen Sie lieber offen: „Doch, aber ich kann inzwischen damit umgehen.“
2. Lenken Sie sich gezielt ab
Konzentrieren Sie sich in ekligen Situationen auf den technischen Prozess. Die Konzentration auf die Atmung kann auch Ekelgefühle unterdrücken. Das typische „Denk an was Schönes“ hilft dabei, die Gedanken in eine andere Richtung zu lenken.
3. Hilfsmittel verwenden
Raumdüfte, Desinfektionsmittel oder ätherische Öle können unangenehme Gerüche „übertünchen“. Eine Mund-Nasen-Maske hilft dabei, eine physische Barriere herzustellen und das Eindringen von abstoßenden Gerüchen zu mindern.
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